Wiesel-Kommission ist der gebräuchliche Name für die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien.

Die rumänisch-deutschen Beziehungen vor und während des Holocaust

Der Beginn der Annäherung zwischen Deutschland und Rumänien geht auf das Jahr 1936 zurück. Für die rumänischen Machthaber standen Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen im Vordergrund; Deutschland sollte den ungarischen Revisionismus unter Kontrolle halten und Rumänien gegen mögliche sowjetische Bedrohungen in Schutz nehmen. Dennoch blieben die politischen Beziehungen schwierig. Die revisionistische, zunehmend aggressive deutsche Politik gab sich nicht nur mit einer Neuausrichtung der rumänischen Außenpolitik zufrieden, sondern forderte auch einen Wechsel in der Innenpolitik. Deshalb hat Deutschland - ideologisch und finanziell - die extreme Rechte und die antisemitischen rumänischen Gruppierungen unterstützt, die dazu beitrugen, die demokratische Ordnung des Landes zu untergraben. Darüber hinaus hat Deutschland eine aktive Rolle in den inneren Konflikten der deutschen Minderheit gespielt und den Aufbau einer nationalsozialistischen lokalen Bewegung unterstützt bzw. finanziert. Gemäß dem deutschen Historiker Armin Heinen, war Octavian Goga der erste von Nazi-Deutschland finanzierte rumänische Politiker. In den 30er Jahren ist es den Machthabern in Berlin gelungen, die Rumäniendeutschen unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Tatsache, dass der Antisemitismus in Deutschland, einem der wichtigen europäischen Machtfaktoren, zur Staatsdoktrin erklärt wurde, hat die Antisemiten auch in anderen Teilen des Kontinents, einschließlich Rumänien, ermutigt. Diese von Deutschland beeinflusste Verstärkung des Antisemitismus, die auch in Rumänien nachvollzogen wurde, hat sogar noch stattgefunden, bevor die deutschen Bemühungen, einen Keil zwischen Rumänien und seinen ehemaligen Alliierten zu treiben, ihre Wirkung entfalteten.

Nach dem Verlust Bessarabiens an die Sowjetunion im Juni 1940, hat die rumänische Regierung Deutschland als einen Verteidiger gegen den von Ungarn und Bulgarien ausgehenden Revisionismus gesehen. Dennoch wurden die rumänischen Hoffnungen enttäuscht, denn Hitler stützte die Territorialansprüche, die von Bulgarien und Ungarn gegenüber Rumänien geltend gemacht wurden. Gleichzeitig begann die Politik der Umsiedlung von Teilen der Bevölkerung; von hier an war es nur noch ein kleiner Schritt bis zu den "Terrain-Säuberungen", den so genannten ethnischen Säuberungen, ein Schritt, der das tragische Schicksal der Juden und Roma bestimmt hat, die
während des Zweiten Weltkrieges der rumänischen Herrschaft unterstanden.

Als sich Rumänien am 23. November 1940 den Achsenmächten anschloss, bekannte sich Ion Antonescu uneingeschränkt zu der "deutschen Option". Das Antonescu-Regime hatte die Vision, die verlorenen Gebiete zurückzuerlangen und an der neuen, im Dreimächtepakt skizzierten, internationalen Ordnung teilzuhaben. Die damit verbundene Ankunft des SS-Hauptsturmführers Gustav Richter, Ende April 1941, in Rumänien, sollte schreckliche Folgen für das Schicksal der rumänischen Juden haben. Richter, speziell vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) entsendet, war ein "Experte" für "jüdische Probleme". Am 16. Mai 1941 berichtete er dem Botschafter von Killinger, dass er die Zustimmung der rumänischen Behörden erhalten habe, an dem Prozess der Rumänisierung, der Koordination der Jüdischen Zentrale (das rumänische Äquivalent für den wenige Monate später gegründeten Judenrat) und an den zukünftigen Deportationen mitzuwirken.

Einen entscheidenden Einfluss auf das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Bessarabien und der Bukowina hatte der Besuch von Antonescu
[Anm. des Übersetzers: Ion Antonescu] in München am 12. Juni 1941, bei dem die Details der militärischen Zusammenarbeit zwischen Rumänien und Deutschland verabschiedet wurden. Im Glauben an den bevorstehenden Sieg der Deutschen, informierte Mihai Antonescu im August 1941 die Regierung, dass "er bereits Verhandlungen mit einem hochrangigen Vertreter der deutschen Behörden gehabt hat, die das jüdische Problem von Grund auf angehen wollen, sich aber darüber bewusst sind, dass es dafür letztendlich nur eine internationale Lösung geben kann und sie gleichzeitig bereit sind, Rumänien bei der Vorbereitung dieser Lösung zu unterstützen."

Am 7. August 1941 hat Mihai Antonescu von Himmler gefordert, dass Gustav Richter, der im Juli nach Berlin zurückgekehrt war, nach Bukarest zurückgeschickt wird. Antonescu lobte die Arbeitsweise von Richter und hoffte, wieder mit ihm zusammenarbeiten zu können, "da für das jüdische Problem eine radikale und endgültige internationale Lösung erforderlich ist, bei der man sich auf die deutsche Erfahrung in diesem Bereich stützen kann." Auf Empfehlung von Richter und infolge der Pressionen von Seiten der deutschen Botschaft, haben die rumänischen Behörden die Jüdische Zentrale von Rumänien gegründet, jegliche zionistischen
Aktivitäten untersagt, eine Erfassung der "Personen mit jüdischem Blut" durchgeführt und die technischen Vorbereitungen getroffen, um die Juden aus Rumänien in das Vernichtungslager Belzec, im Süd-Osten Polens, zu deportieren. Mehr noch, die groß angelegten Massaker und die Zähigkeit, mit der Antonescu die Endlösung in den befreiten rumänischen Gebieten, und später in Transnistrien, praktizierte, haben Bewunderung unter den Nazis und insbesondere bei Hitler hervorgerufen.

Im Juni 1942, unter dem Eindruck der deutschen Siege in der UdSSR und infolge des Vorstoßes der rumänischen Armee in den Kaukasus und der Überquerung des Don, gab Antonescu seine Zustimmung zur Anwendung der Endlösung für die Juden aus Rumänien. Dies war mit deren Deportation in die von Deutschland kontrollierten Gebiete verbunden. Im Zeitraum Juli - Oktober 1942 wurde die Planung für die Deportation der rumänischen Juden in die Vernichtungslager im Generalgouvernement (Polen unter deutscher Besetzung) fertiggestellt.

Gustav Richter und Radu Lecca, Kommissar der Rumänischen Regierung für Jüdische Probleme, haben gleichermaßen detaillierte Pläne zur Deportierung und Vernichtung von über 250.000 rumänischen Juden in dem Lager Belzec in Polen ausgearbeitet. Folgende Hauptpunkte sollten hierbei Beachtung finden: Logistik und Operationspläne, Desinformations- und Täuschungsmaßnahmen zur Zerstreuung der Befürchtungen der jüdischen Bevölkerung, Klärung einiger Rechtsfragen zwischen Rumänien und Deutschland und die Einbeziehung des lokalen Judenrates. Gemäß der Planung von Richter, sollten die Deportierten ihre rumänische Staatsbürgerschaft mit dem Grenzübertritt verlieren, während die "Arbeitsunfähigen" einer "Sonderbehandlung" unterzogen werden sollten. Entsprechend der von dem RSHA erlassenen Direktiven, hat Richter von Mihai Antonescu eine schriftliche Verpflichtungserklärung erhalten, die dessen Zustimmung zu den Deportationen enthielt. Zum Schluss jedoch, hat die Deportation der Juden aus Rumänien nicht mehr stattgefunden. Botschafter von Killinger hat, in Begleitung von Richter, am 26. November 1942 Mihai Antonescu einen Besuch abgestattet, um von diesem eine Erklärung zu fordern. Der rumänische Außenminister erklärte hierzu, dass Marschall Antonescu "entschieden habe, lediglich die Möglichkeit einer Evakuierung der Juden aus Transsilvanien zu erwägen, dass aber die Maßnahme zurückgestellt werde." Nach Stalingrad hat die rumänische Regierung Berlin offiziell mitgeteilt, dass "das jüdische Problem in Rumänien nur durch Emigration gelöst werden kann". Antonescu hat dem Druck der Nationalsozialisten nicht nachgegeben, der zunächst von dem deutschen Botschafter, dann aber auch während der Begegnungen im April 1943 mit Hitler und Ribbentrop von diesen ausgeübt wurde, um ihn zu der Einhaltung seiner Verpflichtung zu der Deportation der Juden zu bewegen. Damit hat Antonescu die Juden im Altreich und dem Süden Transsilvaniens vor der Anwendung der Endlösung durch die Nationalsozialisten bewahrt.

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